Dietmar, der hier unter dem Namen „Chandor“ fleißig Kommentare schreibt, erstellt Webseiten zum Thema Tiere. Im Gegensatz zu vielen anderen Tierseiten handelt es sich dabei nicht um kleine per Baukasten erstellte Miniauftritte, sondern um gut besuchte Websites. Er ist seit über 6 Jahren als Webmaster und Forenadmin aktiv. Welche Erfahrungen er dabei gemacht hat, erzählt er in diesem Interview.
Hallo Dietmar, du hast ja mehrere Internetprojekte, die sich alle mit Tieren beschäftigen. Erzähl doch mal was über dich und deine Projekte.
Seit Ende 2004 bin ich im Internet aktiv. Nachdem ich als neuer stolzer Wuffi-Besitzer eine Hundeseite eingestellt hatte, war ich auch ratzfatz Admin eines Hundeforums, wo gefühlt vom ersten Tage an 1 Mio Besucher online waren – war halt der Einäugige unter den Blinden. Ein blinder Admin, ein sehr reger Pressesprecher und viele andere verwirrende Leute waren dabei. Da war wohl die Hölle los!?
Naja, irgendwann checkte ich mal die Lage & meine Fähigkeiten und schaltete es ab, da Domain und Host auf meinen Namen liefen. Frauchen und einige Gute aus dem Forum vermissten das gemeinsame Miteinander, so dass ich mich dazu überreden ließ, ein neues Hundeforum auf der HP meines (ersten) Hundes aufzumachen. Seit Januar 2007 läuft dieses nun auch unter einer eigenen Domain und fortan hatte ich mich auch mit der Materie Internet aus Neugier etwas mehr befasst. Freie Domains im Host- und Server-Paket hatte ich nun auch mit Tier-Domains gefüllt, wie zum Beispiel
- www.clever-pets.de – Forum
- www.clever-pets-web.de – Webkatalog
- www.clever-pets-top.de – Topliste
Über Tiere gibt es im Internet ja massenweise Websites. Ist es da nicht schwierig, sich von ähnlichen Websites abzusetzen?
Jein! Die Anzahl der Tierseiten im WWW wird von vielen unterschätzt, wobei viele von den „gut platzierten“ auf wenige zusammengefasst werden können – viel SEO-Mist darunter! Die allermeisten unter den Tierseitenbetreibern wissen mit dem Begriff SEO nix anzufangen! Und dabei ist das ein Markt, der gerade im Hinblick auf die Alterspyramide immer wichtiger wird. Ich bin dabei! 🙂
Auf www.clever-pets.de hast du ein Tierforum, das sich hauptsächlich mit Hunden und Pferden beschäftigt. War es schwierig, so ein großes Forum (über 200.000 Beiträge) aufzubauen?
Ein Forum zu betreiben ist immer schwer! Heutzutage würde ich keines mehr aufmachen – viel zu viel neue und aufgegebene Foren sind heuer immer öfters anzutreffen. Ohne feste Stammuser oder ohne viel Geld in der Hinterhand, gebe ich keinem neuen Forum heutzutage mehr eine wirkliche Chance. Wir hatten Glück (siehe erste Frage) und können nun auf fast fünf Jahre Onlinezeit verweisen. Oder der Admin hat ausreichend Energie dazu, ordentlich und langanhaltend Werbung fürs Forum zu machen, um die Minus-Rechnung von Neuanmeldungen und Absprüngen auszugleichen. Very difficult solch ein Forum.
Du betreust auch einen Webkatalog und eine Topliste, die sich beide auf Tier-Websites spezialisiert haben. Sind solche Angebote heute überhaupt noch zeitgemäß? Schließlich suchen die meisten User ja über Suchmaschinen.
Ich bin zwar nur ein autodidaktischer Hobby-Internetler, doch haben sich meine Kenntnisse und Erfahrungen ein klein wenig erweitert. Ich weiß ein wenig, was mit SEO beabsichtigt wird und lese auch ab und zu im Google-Forum. Das Thema Webkataloge finde ich geradezu genial: Hoch gejubelt, oftmals selbst erstellt, zu Tode gespamt und nun wird von den sog. „SEOs“ draufgehauen! Mir fällt dazu nur ein geniales Zitat aus dem Abakus-Forum von SloMo ein:
Kataloge sind normale Websites. Der Mehrwert liegt in der Redaktion, die Google nicht hat. Der Content besteht aus redaktionellen Linklisten. Wenn diese Linklisten höherwertig als die Google-SERPs sind, sind sie für Google und die User eine Bereicherung.
Danach versuche ich Stück für Stück meinen eigenen Webkatalog auszurichten und erkenne den Erfolg meiner vielen Arbeit an der Akzeptanz, den Besucherzahlen und solchen Werten wie dem stückchenweise steigenden OVI (Sichtbarkeitsindex). Gut geführte Toplisten machen insofern auch Sinn, da sie gute Backlinks für den „kleinen Mann“ und auch ein wenig Besucher für den Hundefreund auf einer Free-Hostseite bringen können. Sauber und thementreu geführt finde ich sie OK. Wem schaden sie?
Auffallend ist, dass es auf keiner deiner Seiten Werbung gibt. Brauchst du kein Geld oder wieso verzichtest du auf die Einnahmen, die du dadurch erzielen könntest?
Natürlich könnte ich gut Geld gebrauchen. Nur bin ich in der glücklichen Lage, mir mein Hobby Internet, so wie ich es ausübe, leisten zu können und keine Kompromisse mit meinen Idealen eingehen zu müssen. Der ideale Werbepartner ist mir leider noch nicht begegnet unter den vielen Haien, die im Internet unterwegs sind. Ich lege Wert auf Content und nicht auf Werbegelder.
Welche Websites über Tiere kannst du denn noch empfehlen?
Das kann bei mir immer nur eine Momentaufnahme sein, da ich gefühlte 1 Mio Tierseiten im Internet schon besucht habe. Da ich mich momentan gerade intensiv mit der Tier-Fotografie beschäftige, würde ich beispielsweise (und stellvertretend) die Seite von Ralph Benz empfehlen. Neben tollen Tierfotos werden dem ambitionierten Hobby-Fotografen an der einen oder anderen Stelle auch nützliche Tipps angeboten.
Vielen kleinen Tierseiten merkt man zwar an, dass sie mit viel Liebe erstellt wurden, sie wirken aber trotzdem oft unprofessionell. Welche Tipps könntest du denn speziell den Betreibern von Tier-Websites geben, damit ihre Seiten einen besseren Eindruck hinterlassen?
Das ist eine schicke Frage! Wenn man einmal den Tunnelblick eines „Fachmann“ beiseite schiebt, stellt sich der Tierfreund diese nicht. Ich weiß, worauf Deine Frage zielt, doch werden solch gut gemeinten Tipps ins Leere laufen. Der Tierfreund, der sich wirklich mit HTML oder gar SEO auskennt ist eine verschwindend geringe Minderheit. Man möchte sich damit gar nicht beschäftigen – es muss funktionieren und basta. Vieles von dem, wie ein Tierwebmaster denkt, was er möchte, wie man Seiten besucht und wie man sich untereinander verlinkt ist für viele „Fachleute“ noch immer ein Buch mit sieben Siegeln. Aber bevor ich abschweife …
Man möchte keine professionell aussehende, sondern eine schöne und schicke Seite ins Netz stellen. Und da gibt es innerhalb der Tiergemeinschaft noch fast eherne Ideale. Den Frameset bekommste beispielsweise bei einigen Hunde-Webmastern nicht aus den Köpfen. Darüber hinaus darf man nicht vergessen: Viele Tiere benötigen viel Aufmerksamkeit und Zeit. Daher möchte man sich nicht intensiv damit beschäftigen, was eine „professionell aussehende Homepage“ alles so bewirken könnte.
Mein Tipp: Man sollte diese Seiten so nehmen, wie sie sind, und sie nach den inneren Werten beurteilen. 😀
Danke für das Interview.
Chandor hat in diesem Interview bestätigt, was ich in meinem Artikel Das eigene Forum – der Aufbau und Steffi in ihrem Interview schon geschrieben haben. Der Aufbau eines Forums ist eine Menge Arbeit und alles andere als einfach. Um so mehr verdient er Anerkennung dafür, dass er dies alles komplett kostenlos anbietet und nicht mal Werbung auf seinen Seiten einblendet.
Nettes Interview!
Ich kenne selbst auch den Fall, dass jemand eine Hunde-Website (Treffen, Wettkämpfe usw.) betreibt und eigentlich sogar aus der Richtung Webprojektierung kommt (er weiß prinzipiell was das Wort SEO bedeutet). Wie oft ich hier schon versucht habe zu erklären, dass hier ein vernünftiger Seitentitel, dort ein Keyword in der Überschrift und an anderer Stelle eine Bildunterschrift mal locker für 20 Plätze bei Google nach oben ausreichen würden… Also nichts großes. Keine Chance!
„Wer das hier lesen möchte und wer die Fotos vom Hunde-Event X sehen möchte, der wird schon zu mir kommen…“ Punkt! Die kennen alle meine Adresse.
Mich erstaunt es, dass man eine so grosse Community mit einer Tier Webseite aufbauen kann. Aber mit ist wirklich aufgefallen, dass sehr viele Webseiten unprofessionell gestaltet sind. Es gibt doch genügend kostenlose CSS Templates die man verwenden kann und darf. Hut ab vor so einer grossen Webseite und dem erfolgreichen Webmaster.
@uetra Da hast du recht. Es gibt wirklich so viel Auswahl an fertigen Templates, da braucht niemand sich selbst als Designer zu betätigen. Ich vermute mal, dass die meisten Anfänger davon einfach nichts wissen.
Wer ein Template sucht, kann sich mal bei Daniel umgucken. Der hat einige Links zu interessanten Template-Seiten.
Hi Eric & uetra,
sorry, wenn ich Euch da entgegnen muss. Vorbereitete Templates sind ja wirklich eine gute Sache und eigentlich eine logische Konsequenz, um viel Zeit einzusparen. Das funktioniert aber bei vielen Tier-Webmastern, wie auch von Daniel beschrieben, einfach nicht.
Beachtet bitte Folgendes, als stellvertretendes Beispiel für andere Tierseiten:
Hundebesitzer ist berufstätig, hat sich mit Mühe und Not beigebracht, wie er mit seinen HTML-Programm ganz grob umzugehen hat und wie er die Dateien online bekommt, ist berufstätig (8 Stunden + Pause + An- + Abfahrt) und hat ja eigentlich noch seinen Liebling, um den es hier eigentlich geht. Das Thema ist Tier, oder? Das ist etwas aus der Realität und nichts Fiktives, wie eine Homepage, SEO, Templates oder Onlinezeiten …. etc.!!! Mit dem möchte man sich auch beschäftigen und dann in der verbleibenen Freizeit noch im Internet ein wenig Spaß mit Gleichgesinnten haben.
Auch mit vorgefertigten Templates (gerade wenn sie auf CSS basieren) muss man ein klein wenig an Kenntnis haben. Wuffi-Freund möchte aber lieber erst über die neuesten Hundesportnachrichten informiert werden oder über die aktuellsten Erziehungsmethoden mehr erfahren – solch ein Tag hat halt nur 24 Stunden.
Kenner der Materie (Internet) sollten diesen Aspekt nicht all zu sehr unterschätzen und ein klein wenig Verständnis dafür aufbringen. Ich habe es, da ich selber zwei super-tolle Hunde besitze und dankbar für diese tollen Tiere bin. Sie sind vollständige Mitglieder der Familie (Rudel)!!
VG Dietmar
Tiere sind immer ein grosses Thema, ich habe auch gestaunt als ein Freund von mir, der bei gorilla concept gearbeitet hat mir von einem fünfstelligen monatlich Gewinn bei einem relativ einfach aufgebauten Haustier-Portal (inzwischen auch für eine ziemlich hohe Summe verkauft) berichtet hat. Wer Tiere hat und liebt sucht im Internet nach Informationen und Gleichgesinnten und alle identifizieren sich sehr stark mit ihren Haustierchen – da werden Bilder ausgetauscht und ohne Ende gefachsimpelt… Ich finde es sehr beachtenswert, dass Dietmar damit nicht Geld verdienen sondern tatsächlich aus Liebe zur Sache vielmehr zum Tier sich diese ganze Arbeit macht.
Ich habe auch schon überlegt eine Webseite über Amazonen und Loris zu basteln (meine heissgeliebten Lieblinge) um meine Erfahrungen mit diesen Vögeln zu teilen und auf diese Weise meine riesige Vogel-Fotosammlung zu verwerten, aber leider reicht mir meine Zeit dafür momentan nicht… Denn das würde ich auch nicht kommerziell betreiben wollen, einfach aus Prinzip nicht.
Aber einen WordPress-Blog mit einem gut gestalteten gratis Template dürfte auch für einen zeitknappen Hundebesitzer nicht zu schwer sein – aber ich denke das Problem ist mehr, dass die meisten „normalen“ Menschen absolut gar kein Gefühl für Webdesign haben, bzw. vollkommen glücklich mit einem animierten-sternchen-gif als Hintergrund und grün hüpfenden Links sind… Da braucht man auch weder Überzeugungsarbeit leisten noch auf bessere Lösungen hinweisen – das ist aus Erfahrung leider vergebens…!
@Divena
Nicht das hier jetzt der Eindruck einsteht, das ich der Ober-Neun-Mal-Neun-Klug bin, aber … Ich meinte nicht:
“.. nicht Geld mit meinen Tier-Projekten Geld verdienen wollen“!
Natürlich würde auch ich gerne welches (für die Projekte) mitnehmen. Doch handelt es sich bei meinen Seiten um Hobby-Projekte, die in erster Linie mir Spaß machen und meinen Idealen entsprechen müssen. Die möglichen Einnahmen stehen da bei mir nicht zu Oberst in der Prioritätenliste. Mir wäre es ein Leichtes über Google-Adsense monatlich nicht wenig in die Kasse zu spülen.
Was mir immer wieder bei vielen Internetseiten total auf den Keks geht ist, dass das Geld verdienen auf dem ersten Blick sofort ersichtlich ist. Fühle mich vor lauter Werbung bedroht. Worst Case ist ein Popup-Fenster! Oben, links, unten Google-Adsense … und weil drei limitierte GoogleAnzeigen natürlich nicht ausreichen, daher rechts noch der Affi über Amazon (oder ähnlich). Viel lieber beschäftigt man sich mit der optimalen Platzierung der Werbung, anstatt mit den Prioritäten des eigentlichen Seiteninhalts. Auch geht mir auf den Keks, das viele vom Fach, dies als ausschließlich erstrebenswert und als alleinige Daseinsberechtigung für Internetseiten ansehen.
Das ursprüngliche Internet aus der Schweiz und deren Anfänge kannten diese dummen Auswüchse gar nicht und sind auch nicht der eigentliche Sinn des Internets. Viele dieser Geld-Verdien-Vorgaben sind für mich eine Seuche und Bedrohung des Internets.
Und irgendwann einmal wird Keiner mehr völlig agenervt vor lauter Werbung reinschauen …..! Und dann?
VG Dietmar